Landauf, landab arbeiten Jugendarbeiter_innen aktuell daran, die Vorstellung von mediatisierter aka «digitaler» Jugendarbeit zu konkretisieren. Besonders schön ist es, wenn die Ergebnisse solcher Überlegungen dann auch für alle verfügbar sind.
Das gilt auch für die Leitlinien für digitale Jugendarbeit, die in einem EU-geförderten Projekt von Institutionen aus verschiedenen Ländern entstanden sind. Sie schliessen an die Vorschläge an, die eine Expert_innengruppe der EU vor knapp zwei Jahren erstellt hat.
Um was gehts?
Die Autor_innen der Leitlinien definieren im ersten Teil zunächst «digitale Jugendarbeit», nennen Zielvorstellungen auf der Seite des Angebots wie auf der der Jugendlichen und umreissen (mit Hinweis auf Projektbeispiele – allein die sind schon ein guter Tipp!), wie digitale Jugendarbeit konkret aussehen kann.
Der zweite Teil ist der Umsetzung gewidmet. Hier werden Aspekte einer Organisationsentwicklung hin zu «digitaler» Jugendarbeit benannt (zB. Strategie, Personalentwicklung, Infrastruktur). Ausserdem werden für Jugendarbeiter_innen Grundsätze genannt für die Weiterentwicklung ihrer eigenen Praxis – dabei werden auch ethische Aspekte thematisiert. Schliesslich werden Anliegen an politische Entscheidungsträger_innen sowie an Zuwendungsgeber_innen benannt.
Eine Einordnung
Die Leitlinien beziehen sich hinsichtlich der Reichweite auf den gesamten Bereich von Jugendarbeit – in der inhaltlichen Breite, wie sie in der EU wiederzufinden ist. Hinsichtlich der Tiefe ist die Vorstellung von mediatisierter Jugendarbeit sehr grundlegend und weitgehend, umfasst also auch die konzeptionelle Ebene umfasst. Das finde ich sehr erfreulich, weil es sich auch mit meiner Sichtweise deckt. Auch die Herangehensweise in dem Papier ist sehr weitreichend, weil sie nicht nur die professionelle Handlungsebene, sondern auch institutionelle Aspekte umfasst.
Für die Schweiz und den Teilbereich von OKJA existiert der Leitfaden digitale Medien. Dieser hat entsprechend eine kleinere Reichweite, wird im gewählten Bereich dafür konkreter bzw. geht mehr in die Tiefe.
Die «europäischen» Leitlinien zeigen hier dennoch eine Entwicklungsmöglichkeit auf: Hier wird eine sehr grundlegende Herangehensweise aufgezeigt, mit der Jugendarbeitende ihre Institution im Rahmen eines Entwicklungsprozesses insgesamt weiterbringen können. Es könnten auch allein die institutionellen Aspekte und politischen Rahmenbedingungen im Leitfaden «digitale Medien» weiter ergänzt bzw. konkretisiert werden.
Und darüber hinaus werden für alle anderen Akteur_innen der Jugendarbeit, auch in der Schweiz, wichtige Orientierungspunkte benannt, die in der Auseinandersetzung mit Entscheidungsträger_innen, auch auf der politischen Ebene, hilfreich sein können.
Fazit
Daher ist das Dokument sicher für viele Jugendarbeiter_innen eine wertvolle Quelle, wenn es um die (Weiter)Entwicklung einer eigenen Vorstellung von mediatisierter Jugendarbeit geht.
Mir haben die «europäischen» Leitlinien wieder bewusster gemacht, dass es gut sein kann, die Mediatisierung von Jugendarbeit auf der Institutionsebene als Organisationsentwicklung anzugehen und möglichst umfassend zu betrachten. Mein persönlicher Hauptansatzpunkt ist die konzeptionelle Ebene, aber so kommen noch viel mehr Aspekte in den Blick.
// Artikelbild: Ausschnitt aus der Projektwebsite; © digitalyouthwork.eu
Schreiben Sie einen Kommentar