Meiner Meinung nach können Medienpädagog_innen nur dann einigermaßen mit der immensen Innovationsdynamik im Medienbereich und damit auch der Medienpädagogik umgehen, wenn sie ihr Wissen weitergeben und solidarisch mit anderen zusammenarbeiten. Das ist der naheliegendste und pragmatischste Grund, das eigene KnowHow zu teilen. Und mensch kann auch noch einen Schritt weitergehen und der Meinung sein, Teilen und Solidarität seien wichtige Prinzipien für eine Gesellschaft und es einfach auch deswegen tun.
Ich teile gern und zwar aus beiden Gründen. Deswegen stelle ich meine Erkenntnisse und Erfahrungen im Medienpädagogik Praxis-Blog, auf Barcamps und auch im persönlichen Austausch zur Verfügung. Ich stolpere aber immer wieder über bestimmte Anfragen und nutze das nun als Impuls, hier mal aufzuschreiben, wie ich mir wechselseitiges Teilen wünsche.
Das Phänomen «Erzähl mir was»
Soziale Tools wie etwa Facebook-Gruppen sind geniale Orte zum Teilen. Das haben viele entdeckt und engagieren sich in verschiedenen Zusammenhängen wie etwa der legendären Medienpädagogik-Gruppe. Dort häufen sich aber Anfragen nach einem bestimmten Muster:
Ich arbeite neuerdings am Thema XY und bin auf der Suche nach Materialien und Projekten dazu. Wer kann mir was geeignetes empfehlen?
Was mich daran stört
Ich finde solche Anfragen grundsätzlich gut, denn sie sind ein Anlass Wissen zu sammeln und sie anderen zur Verfügung zu stellen. Gerade deswegen sehe ich aber an mehreren Punkten Verbesserungspotenzial:
1. Die eigenen Erfahrungen werden nicht weitergegeben.
Wer eine solche Anfrage stellt, hat sicher schon selbst recherchiert. Die Ergebnisse sind für die Leser_innen ebenso interessant.
2. Die Ergebnisse können schnell in Vergessenheit geraten.
Im besten Falle werden zu der Anfrage immer neue Antworten generiert, die in der entsprechenden Gruppe das Thema aktuell halten. In den meisten Fällen wird der Post in Vergessenheit geraten und das Thema drei Monate später wieder grundsätzlich zu bearbeiten sein. Das hat auch mit dem dritten Punkt zu tun:
3. Die Ergebnisse können nicht weitergenutzt und -bearbeitet werden.
Werden die Ergebnisse auf irgendeiner digitalen Plattform gesammelt, die verlinkt und möglichst von allen bearbeitet und ergänzt werden kann, kann bei neuen Recherchen immer wieder darauf zurückgegriffen werden. So arbeiten wirklich viele Menschen an einem Thema weiter und unterstützen sich.
Eine subjektive Checkliste zum Teilen
Deswegen gehe ich selbst folgendermaßen vor, wenn ich Fragen an andere habe:
1. Recherchiere selbst, zumindest kurz.
Auch wenn das Thema noch so neu, ungewöhnlich, exotisch oder schlecht bearbeitet erscheint, macht eine einfache Internetsuche bei Google, Duckduckgo, Wikipedia oder woanders schon zumindest die Basics klar. Dabei kann auch herauskommen, dass andere schon die gleiche Frage hatten und selbst Materialien und Projekte (öffentlich) gesammelt haben (siehe Punkt 4).
2. Erstelle ein Dokument, was verlinkt und bearbeitet werden kann.
Ein Etherpad (etwa beim medienpad ) erfüllt eigentlich alle wünschenswerten Eigenschaften: Es ist öffentlich, verlinkbar, von allen bearbeitbar und vergisst (meist) nichts). Wer das nicht mag, der/die kann aber auch ein weniger freies Dokument anlegen wie ein Dokument in der FB-Gruppe oder ein Google Doc oder ähnliches.
3. Schreibe Deine bisherigen Erkenntnisse in das Dokument
Dabei kannst Du auch einen Rahmen festlegen: Soll das Ganze unter einer CreativeCommons-Lizenz stehen? Willst Du, dass Dein Name genannt wird? Sollen andere Beitragende ihren Namen ergänzen?
4. Durchsuche die entsprechende Plattform, ob es vielleicht schon ähnliche Anfragen gibt.
Die meisten Foren und insbesondere auch Facebook-Gruppen lassen sich gut durchsuchen. Vielleicht finden sich dabei noch Erkenntnisse für die bestehende Link- und Materialsammlung.
5. Stelle Deine Anfrage und bitte um Ergänzungen im erstellten Dokument.
Los gehts!
6. Erfreue Dich am gemeinsam produzierten Wissen.
Es ist beeindruckend, wieviele Menschen ihr Wissen weitergeben. Wenn Du willst, kannst Du die entstehende Liste weiterpflegen und immer wieder in Diskussionen einbringen. Vielleicht entsteht daraus auch eine weiterführende Publikation, etwa ein Artikel im Medienpädagogik Praxis-Blog oder woanders.
In jedem Fall wird Dir die Community für Deine Initiative dankbar sein.
Was sagst Du?
Was ist Deine Meinung zu diesem Vorschlag? Gibt es noch andere Dinge, die berücksichtigt werden sollten?
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